Leseprobe "Wolf im Schafspelz"

ISBN 978-3-8442-8723-3 (Black edition)   ISBN 978-3-8442-8724-0 (White edition)

„Opa, kommst du“ ruft der kleine Bastian, ungeduldig ist er, hat lange mit Opa Dieter an dem Mühlrad gebaut, ganze 2 Wochen waren sie in der Werkstatt beschäftigt. Heute wollen sie es zusammen am Bach ausprobieren. „Ja ja, ich komm ja schon“…lächelt der alte Mann und nimmt das Mühlrad in einem Beutel unter den Arm, das Werkzeug hat sich der Kleine schon geschnappt. „Ganz wie sein Vater“ denkt er und geht zum Gartentor wo Bastian schon wartet. „Pass bitte auf die Autos auf und denk daran“… „immer schön an der Seite gehen!“ vollendet der Kleine grinsend den Satz. „Genau“, sagt Opa Dieter und grinst auch. Wie gut, das der Kleine noch auf dem Dorf aufwachsen kann, es ist alles ruhiger hier auf dem Land, die Zeit läuft langsamer. Erst wenn er später aufs Gymnasium geht, muss Bastian in die Stadt. „Aber wohnen bleibt er hier auf dem Hof“, hat seine Schwiegertochter gesagt. Ein feines Mädchen hat mein Sohn da gefunden, denkt sich Dieter, liebt die Natur genau wie wir und das Kind lernt die Tiere noch persönlich kennen, nicht nur aus Bilderbüchern. Schön, dass ich meinen Lebensabend mit einem Enkelkind verbringen kann, einen besseren „Jungbrunnen“ gibt es nicht. Ich bin ein beneidenswerter Opa!

 

Der Bach, wo das kleine Mühlrad stehen soll, liegt außerhalb des Dorfs in einem Birkenhain. Dieter hat selbst als kleiner Junge oft dort gespielt, und die kleine Lichtung mit dem Moosboden ist über die Jahre noch viel schöner geworden…(genau wie ich, grinst Dieter). Nur diese Landstraße ist blöd…nicht die Straße selbst, die gibt es schon immer, aber das die geteert wurde und jetzt Autos darauf fahren statt Kutschen und Karren, das ist blöd! Jetzt geht ein Feldweg nach links ab und an dessen Ende liegt der Birkenhain. Sie verlassen die Hauptstraße, Bastian läuft nun los, quietscht vor Freude. „Schneller, Opa“, ruft er, und Dieter beeilt sich auch ein bisschen.

Da ist das Birkenwäldchen, Dieter tritt zwischen die Bäume und sofort wird es angenehm kühl und die Luft irgendwie „gesünder“. Nach einer Viertelstunde ist der Bach erreicht. „Wo wollen wir das Rad hinstellen, Opa?“, fragt Bastian. „Da drüben, bei den Steinen ist ein guter Platz, da können wir dann drauf sitzen und zusehen, wie das Mühlrad sich dreht.“ Gemeinsam befestigen sie die Stützen im Bachbett, dann legt Dieter das Rad in die Lagerschalen…und es beginnt, sich zu drehen. „Boah, Klasse Opa, guck mal wie schnell sich das dreht“, flüstert der Kleine, ehrfürchtig beobachtet er, wie das Wasser gegen die Schaufeln drückt. Nach einer Weile sagt Dieter: „Basti, das dreht sich ja nur, soll das nicht auch mal was antreiben? Richtige Mühlen haben  doch auch die Mühlsteine gedreht“, und schmunzelt in sich hinein. Bastian schaut überrascht hoch. Geheimnisvoll greift Dieter noch einmal in den Beutel, in dem er das Mühlrad hierher getragen hat, und holt ein kleines Hammerwerk mit 5 Glöckchen hervor. Beide stürzen sich erneut in den Bach und nach kurzer Zeit dreht das Mühlrad über einen Lederriemen an einer Welle, die kleine Hämmerchen bewegt. Die Glöckchen klingeln und Bastian und Dieter sitzen mit leuchtenden Augen auf den Steinen und genießen den „perfekten Moment“.

 

Auf dem Heimweg überschlägt sich Bastian förmlich mit Ideen, was man alles noch bauen könnte, damit die Mühle was zu tun hat. „Vielleicht könnte man eine Seilbahn über den Bach machen, dann könnten die kleinen Tiere doch ohne nass zu werden auf die andere Seite des Bachs kommen“… sagt Bastian, und Dieter stellt sich gerade vor wie man so etwas bauen könnte, da kommen auf der Straße mehrere schwarze Autos angerast, ganz dicht hintereinander. Dieter bleibt nur noch die Zeit, Bastian am Arm zu fassen und in den Straßengraben zu springen, da fliegt den beiden auch schon der Straßendreck um die Ohren. „Verdammter Mist“, ruft Dieter, „Opa, nicht fluchen“, ruft Bastian. Beide kriechen die Böschung wieder hoch und klopfen sich den Dreck aus den Klamotten. Nicht auszudenken, wenn dem Kleinen etwas passiert wäre! Opa Dieter ist sauer, „das hat ein Nachspiel“, sagt er laut. „Was ist ein Nachspiel“? fragt Bastian. „Das heißt in diesem Fall, dass ich die Polizei anrufe, wenn ich rauskriege, wer das war!“ sagt Dieter.

 Das letzte Stück Weg nach Hause wird schweigend zurückgelegt, nur Opa Dieter brummt vor sich hin. Basti bleibt lieber still, er hat Opa noch nie so böse erlebt. Beim Abendessen erzählen beide von ihrem Erlebnis auf der Straße, das Mühlrad ist für heute vergessen.

 

Am nächsten Tag beobachtet Dieter vom Garten aus die Straße, den ganzen Nachmittag sitzt er am Gartentor, stundenlang, will schon aufgeben, da sieht er die schwarzen Autos wieder, drei Stück. Schnell den Zettel aus der Tasche holen, wenigstens ein Kennzeichen kann er aufschreiben, vom ersten Auto, einem schwarzen Geländewagen. Und er sieht noch mehr…alle Insassen sind schwarz vermummt. „Da soll mich doch der…“ sagt er zu sich selbst. Gerade will er aufstehen und ins Haus gehen, da kommen die Autos zurück, rasen wieder, Stoßstange an Stoßstange, an ihm vorbei, jetzt in die andere Richtung. „So, jetzt reicht’s“! denkt sich Dieter und geht zum Telefon, ruft die Dienststelle der Polizei im nächsten Ort an. Der Beamte hört sich Dieters Geschichte ruhig an, fragt nach Kennzeichen, notiert Einzelheiten, bedankt sich für den Anruf. Und weil danach keine schwarzen Autos mehr auf der Straße zu sehen sind, keine Bank überfallen wird und auch sonst nichts passiert ist, gerät die Sache allmählich in Vergessenheit. Als dann viel später ein großer Artikel in der Zeitung erscheint, ist alles wieder da!

Leseprobe "Inter- Nuts Geschichten

15.02.2014 13:32
(Bestellnummer ISBN 978-3-8442-8571-0) Als wäre ich nicht gewarnt worden! Aber ich weiß ja immer alles besser, und jetzt hab ich den Salat! Mist! Wie kann man als Lehrer nur so blöd sein, frage ich mich. Ist es so schwer, Mathematik so zu erklären, dass ein Normalsterblicher Schüler in der 5....

Leseprobe "Ein alter Schuh"

14.02.2014 10:29
  "Wir standen also in diesem Schaufenster", begann er, "und besahen uns die Welt. Jedenfalls das, was wir durch das Fenster sehen konnten. Damals erschien uns das Treiben da draußen wundersam. Was da alles passierte ...! Nach und nach erschienen alle Bewohner dieses kleinen Dorfes an unserer Scheibe, selbst die kleinen Kinder drückten sich die Nasen platt! Und der Duft von neuem Leder und Leim erfüllte unseren ganzen Laden. Der Schuhmacher war ein Meister seines Fachs. Er arbeitete...